Schanna und Ljoscha sind bereits seit Anfang der 1990er Jahre drogenabhängig, wie so viele der „Generation Post-Perestroika“. Doch Drogen und HIV-Infektion spielen im Film eine eher beiläufige Rolle. Mich interessiert vielmehr, was jenseits dieser oberflächlichen, aber durchaus bedrohlichen, „Normalität“ des Alltags ihr Leben ausmacht.
Im Laufe des Films werden die wechselseitigen Abhängigkeiten im familiären Beziehungsgefüge sichtbar. Jeder hält dem anderen einen Spiegel vor. Wovor du dich fürchtest, das wird eintreten, sagt Ljoschas Mutter Maria. Wovor du dich fürchtest, dem musst du ins Auge blicken, könnte Schannas Antwort sein, die mit unerschrockener Offenheit über den Tod spricht. Schannas und Ljoschas Haltung zum Leben ist nicht nur bitter. Sie haben sich, angesichts eines absehbaren Endes, ihre Lebensfreude, Neugier und ihren Humor erhalten; sie haben sich, angesichts ihres Lebensmuts, eine Option auf ihr Ende bewahrt.
Ivette Löcker
"If the song wants to be honest,
it has to be an abyss just like this" Besprechung in: kolik.film,
Sonderheft 22/2014 (Oktober 2014),
hg. von Gustav Ernst
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Georg Wasner